„Ich bin offen für Neues.“ Vielleicht beschreibt Markus Jung damit bereits die Essenz seiner musikalischen Poetik. Das Musikzimmer in seiner Altbauwohnung erzählt davon: ein Raum mit über hundert Instrumenten; neben Klavier, Kontrabässen, Celli und verschiedenen Flöten findet sich darin eine Fülle von Instrumenten von verschiedensten Orten der Welt. „Ich finde, alles ist eine Bereicherung, was nicht von einem selber kommt. Ob ich fremde Länder anschaue, neue Küchen austeste zum Essen, oder ob ich eben andere Stile kennenlerne, andere Instrumente, andere Menschen, andere Geschichten hinter den Menschen – alles ist eine Bereicherung und ich kann mich darüber neu reflektieren. Und wenn ich jetzt die Möglichkeit habe, dann noch ein Gemeinschaftsprojekt zu machen, dann kann das nur umso positiver sein.“ Jung spricht davon, wie neue Einflüsse nicht nur sein künstlerisches Schaffen weiterentwickeln können, sondern auch ihn selbst in menschlicher Hinsicht. Künste verbinden miteinander, und diese Verbindung ist ein Plus, so Jung. Aber wie? „Es ist schwer zu sagen, aber die Künste ändern den Umgang, den wir miteinander haben. Wir werden ein bisschen archaisch, wenn wir das nicht machen.“ Diese Erfahrungen von persönlicher Bereicherung durch das Kennenlernen von Neuem gibt er weiter: „Wenn ich mit meinen Instrumenten arbeite möchte ich Leute dafür begeistern, was es alles gibt; und sie sensibilisieren dafür, wie gut es ist, dass wir alle so verschieden sind, und wie verschieden wir sind.“
Jung stammt aus einer Musikerfamilie in Thüringen. Beim Studium an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar gründet er mit drei Kommilitonen Die Vier EvangCellisten, seit nunmehr zwölf Jahren touren sie im Sommer, unter anderem nach China. Seine Haupttätigkeit aber sind die Hofer Symphoniker. Dort spielt er Konzerte, ist Lehrer an der Musikschule und am Gymnasium. Zusammen mit den Symphonikern organisiert er zudem die Hofer Cellotage, er ist Vorsitzender des Tonkünstlerverbands Hochfranken, ist aktiv im Kulturzentrum Alte Filzfabrik, und er spielt solo – poppig und so gar nicht klassisch. Jung ist ein Gestalter, er gestaltet die Welt um sich herum ganz aktiv mit. Er ist aber auch jemand, der sich gestalten lässt, der die Eindrücke, die aus der Welt auf ihn einprasseln, nicht abwehren möchte; er möchte sie wahrnehmen und beobachten, was sie mit ihm machen. „Ich glaube, dass Kunst in die Lage versetzt, sich selbst und andere spannend und ungefiltert zu reflektieren. Das genieße ich auch sehr – das gibt es in kontroversen Filmen, in kontroversen Bildern, bei Liedermachen – da gibt es ganz verschiedene Möglichkeiten. Aber es gibt durchaus auch einen Teil in der Kunst, der nur der Schönheit dient und sicher auch seine Berechtigung hat, wo das vielleicht nicht so der Fall ist.“ Jung interessiert vor allem der Teil Kunst, der hinterfragt – ihn selbst, andere Menschen, Systeme, Religionen oder Gesellschaftsformen.